Reichspogromnacht: Ressentiments provozieren Taten
Der Antisemitismus hat Hochkonjunktur im Deutschland dieser Tage.
Der 9. November 1938 markierte der Übergang von der allgegenwärtigen Diskriminierung und Ausgrenzung deutschen Juden hin zur systematischen Verfolgung, die nur wenig später in den Holocaust mündete. Dass heute überhaupt noch 94.000 Juden in Deutschland leben, ist daher keineswegs selbstverständlich. Umso erschreckender ist es, dass der Antisemitismus erneut bittere Realität in ihrem Alltag geworden ist. Ob auf dem Schulhof oder im Büro: Überall in Deutschland sehen sich Juden mit latentem wie offenem Antisemitismus konfrontiert. Die Angst in jüdischen Gemeinden vor Übergriffen und sozialer Ausgrenzung wächst seit Jahren – und das aus berechtigten Gründen, wie der Anschlag in Halle gezeigt hat. Der Antisemitismus hat Hochkonjunktur im Deutschland dieser Tage.
Jeder Einzelne muss sich Judenfeindlichkeit entgegenstellen
Es ist heute mehr denn je die dringende Aufgabe des Staates, Juden in Deutschland zu schützen. Konzepte im Kampf gegen den Antisemitismus gibt es viele, finanziell ausgestattet und umgesetzt werden zu wenige. Seit Jahren fordern Politiker, Aktivisten und Betroffene, Projekte und Initiativen im Bereich der Prävention und Intervention zu stärken, die nicht nur auf wenige Monate oder Jahre befristet sind. Es muss heute gehandelt werden, wollen wir unsere demokratischen Werte auch morgen behalten.
Der Staat allein wird das Problem jedoch nicht lösen können – auch ein Rechtsstaat ist nicht vollkommen. Umso wichtiger ist es, dass wir alle unsere gesellschaftlichen Werte jeden Tag aufs Neue verteidigen. Es kommt auf jeden Einzelnen an, sich der Judenfeindlichkeit entgegenzustellen, wo immer sie auftritt. Es ist unser historisches Erbe und unsere demokratische Verpflichtung.